Deutsche Schostakowitsch Gesellschaft e.V.

Dmitri Schostakowitsch, 25. September 1906  ─  9. August 1975

Nachrichten aus dem Jahr 2015

„Lady Macbeth von Mzensk“ an der Deutschen Oper Berlin

In Wirklichkeit geht es bei dem Stück darum, „wie man erfolglos vermeidet, ein Monster zu werden“, lautet das Fazit von Ole Anders Tandberg über die „Lady Macbeth von Mzensk“. Der norwegische Regisseur inszeniert Schostakowitschs Schicksalsoper an der Deutschen Oper in Berlin. Premiere der Gemeinschaftsproduktion mit der Oper in Oslo ist am 25. Januar 2015. Kai Luehrs-Kaiser von der „Berliner Morgenpost“ sprach mit dem Regisseur über Regiekonzept und Werkdeutung und gibt eine Einführung in den Inhalt und die wechselvolle Aufführungs- und Rezeptionsgeschichte einer der wichtigsten Opern des 20. Jahrhunderts. 

Zur Webseite der Deutschen Oper Berlin 

Zur Webseite der Osloer Oper mit Ausschnitten und Szenenfotos der Inszenierung 


Herrliche Trostlosigkeit

Es war eine umjubelte Opernpremiere an der Deutschen Oper. Am 25. Januar ging erstmals Schostakowitschs Schicksalsoper „Lady Macbeth von Mzesk“ in der Inszenierung des norwegischen Regisseurs Ole Anders Tandberg in Berlin über die Bühne. In der Koproduktion mit der Oper in Oslo  wird das Geschehen von der russischen Provinz an die nordnorwegischen Küste verlegt. Ein durchaus interessanter Interpretationsansatz, von Regisseur Tandberg und seinem Bühnenbildner Erlend Birkeland reizvoll umgesetzt. Von der Qualität der Inszenierung können Sie sich noch  bis zum 14. Februar 2015 überzeugen. Die Aufführungstermine mit Bestellmöglichkeiten finden Sie auf der Homepage der Deutschen Oper in Berlin 

Nachfolgend dokumentieren wir einige Kritiken den Lady Macbeth-Premiere.

Frederik Hanssen macht in Tandbergs  Inszenierung kein „düsteres Seelendrama“ aus, sondern eine „schrille Sozialfarce“. In seiner Rezension für den Berliner Tagesspiegel schreibt er, es sei „die reine Freude, dieser bis in die kleinste Nebenrolle hinein absolut überzeugend besetzten Produktion zuzuhören.

Evelyn Herlitzius habe in der Titelrolle überwältigt, „das Publikum erlebt drei Sternstunden mit der Sopranistin“ schreibt Ralf Döring in der Neuen Osnabrücker Zeitung. Orchesterchef Donald Runnicles habe  die Wucht der Musik, den galligen Sarkasmus, den Hohn, aber auch die Intimität phänomenal umgesetzt.

Diese Meinung  teilt Peter Jungblut nicht ganz. In einer Rezension für den Bayrischen Rundfunk findet er, Schostakowitsch klinge bei Runnicles zu weich und gerundet.  Kritik übt er auch an Tandbergs Regiekonzept, das „letztlich nicht aufgehe“.  Uneingeschränktes Lob hat Jungblut jedoch für Evelyn Herlitzius parat: Sie verkörperte die Hauptrolle mit äußerster Intensität. Der Beifallssturm am Ende der Aufführung sei völlig verdient gewesen. 

Als vollen Erfolg für alle Beteiligten wertet Peter P. Pachl von der Neuen Musikzeitung die Inszenierung. Er lobt die dichte, intensive Personenführung ebenso wie die treffliche Choreographie der Chorgruppen: „ein großer, sehens- und hörenswerter Abend“, bilanziert der Rezensent.

Voll des Lobes für Regisseur und Interpreten ist auch Georg Kasch von der Berliner Morgenpost. Dass Dirigent Ronald Runnicles öfter Neueinstudierungen der „Lady“ dirigiert hat als von allen anderen Werken, höre man in jedem Takt, in jeder Phrase. Die Musik glühe höchst lebendig und besitze damit in jedem Takt mehr Menschlichkeit als die Gesellschaft, von der sie erzählt. 

Georg-Friedrich Kühn von der Neuen Zürcher Zeitung überzeugt „die musikalische Leistung wesentlich mehr, als die hilflos mit arbiträren Einfällen jonglierende Regie“. Immerhin: Das Publikum sei gleichwohl zufrieden gewesen, konstatiert der Rezensent. 


„Von Schülern und Lehrern“

In ihrem Themenschwerpunkt zur Inszenierung von Dmitri Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“ beschäftigt sich die „Berliner Morgenpost“ auch mit dem Verhältnis des großen russischen Komponisten zu seinem Lehrer Alexander Glasunow, sowie zu seinen Schülerinnen Galina Ustvolskaya und Sofia Gubaidulina. „Schostakowitsch war ein schwieriger Schüler und ein herausfordernder Lehrer“ resümiert dabei die Musikwissenschaftlerin Dr. Martina Helmig.    


Schostakowitsch in Berlin

Berlin ist dieser Tage ein wahres Eldorado für die Freunde der Musik Dmitri Schostakowitschs. Anfang der Woche sorgte die fulminante Aufführung seiner 4. Symphonie in der Philharmonie für Furore, am Sonntag, 25. Januar hat seine schicksalhafte Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ in der Inszenierung des norwegischen Regisseurs Ole Anders Tanberg  an der Deutschen Oper Premiere.

Die „Berliner Zeitung“ unterhielt sich im Vorfeld mit der Sopranistin Evelyn Herlitzius, die die Titelpartie singt: 

Neben der Symphonie Nr. 4 in c-Moll, op. 43 von Dmitri Schostakowitsch wurde in der Berliner Philharmonie das Violinkonzert op. 15 seines britischen Freundes Benjamin Britten aufgeführt. Solist war Gil Shaham, es spielte das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Marek Janowski.

Ein Livemitschnitt des Konzertes zum Nachhören finden Sie bei Deutschlandradio Kultur: 

Eine Rezension des Konzertes von Felix Stephan in der „Berliner Morgenpost“: 


Kontemplation und Konzentration

Die 24 Präludien und Fugen op. 87 von Dmitri Schostakowitsch gehören zweifellos zu den herausragenden Klavierkompositionen des 20. Jahrhunderts. Schostakowitsch komponierte den Zyklus in der Zeit von Oktober 1950 bis Februar 1951. Im Sommer zuvor hatte er am Leipziger Bach-Fest teilgenommen, einer der Höhepunkte der Gedenkfeiern zum 200. Todestag von Johann Sebastian Bach. Dabei bekundete er, wie sehr er Bachs „Wohltemperiertes Klavier“ bewundere, und dass es reizvoll sein müsse, diese „phantastische Tradition“ fortzusetzen. Der in Berlin lebende russische Pianist Alexander Melnikov, der 2010 eine Aufsehen erregende Gesamteinspielung der 24 Präludien und Fugen vorlegte, stellte nun bei einem Konzert im Lörracher Burghof den gesamten ersten Teil des Zyklus vor. Lesen Sie die Rezensionen des Konzertes von Roswitha Frey in der Badischen Zeitung  und von Jürgen Scharf in „Die Oberbadische“ .

Im Vorfeld des Konzertes unterhielt sich Roswitha Frey mit dem Pianisten   

    

Gedenkkonzert in Dresden

„Tagtäglich ziehen Gewitter auf, manchmal sehr starke Gewitter“, diese Worte von Dmitri Schostakowitsch stehen als Losung über einem Konzert im Albertinum, mit dem der Zerstörung Dresdens gedacht wurde, die sich am 13. Februar zum 70-mal gejährt hat. Auf dem Programm des Konzertes der Dresdner Philharmonie unter dem Dirigat von Michael Sanderling stand neben Max Regers Transkription des Choralvorspiels BWV 622 „O Mensch, bewein dein‘ Sünde groß“ von Johann Sebastian Bach die Symphonie Nr. 11 in g-Moll op. 103 „Das Jahr 1905“ von Dmitri Schostakowitsch. Im Interview mit Martin Morgenstein erläutert Dirigent Michael Sanderling seine Interpretation von Schostakowitschs Sinfonie, erklärt die Doppelbödigkeit seiner Kompositionen und beklagt die Tragödie um die Rezeption seiner Werke. 




Besucherzahl verdoppelt

Dieser Tage hat die Zahl der Besucher unserer Webseite  die  20.000-Marke überschritten. Damit haben sich die Seitenaufrufe seit dem Relaunch unseres Webauftritts im Oktober vergangenen Jahres nahezu verdoppelt. Die Deutsche Schostakowitsch Gesellschaft freut sich sehr über diese positive Entwicklung, zeigt sie doch, dass das Interesse an der Musik und der Person Dmitri Schostakowitschs ungebrochen groß ist. Wir nehmen dies als Ansporn, Ihnen, liebe Nutzer von schostakowitsch.de, auch weiterhin interessante Nachrichten und Berichte rund um Schostakowitsch zu offerieren. Wünsche und Anregungen sind selbstverständlich jederzeit willkommen, auch Hinweise auf Termine und Veranstaltungen rund um Schostakowitsch greifen wir gerne auf. Bitte schreiben Sie uns: info@schostakowitsch.de


Mörderische Leidenschaften

Nach Oslo, Kopenhagen und Berlin jetzt Wien: Dmitri Schostakowitschs Schicksalsoper Lady Macbeth von Mzensk erfreut sich einer bemerkenswerten Präsenz auf den europäischen Opernbühnen. Am 8. März – dem Weltfrauentag – hatte das Werk an der Wiener Staatsoper Premiere. Es handelt sich dabei um die Wiederaufnahme der Inszenierung von Matthias Hartmann aus dem Jahr 2009. Die Titelpartie singt erneut die Sopranistin Angela Denoke, die musikalische Leitung hat – wie schon vor sechs Jahren – Ingo Metzmacher, der damals sein vielbeachtetes Debüt im Haus am Ring gegeben hatte.   

Für Enttäuschung bei vielen Schostakowitsch-Fans hatte im Vorfeld die Entscheidung der Wiener Staatsoper gesorgt, eine zunächst vorgesehene TV-Übertragung via Livestreaming aus dem Programm zu nehmen. Die Staatsoper nennt „finanzielle Forderungen der Verlage“ als Grund für diese Entscheidung.    

Voll des Lobes über Inszenierung und Ausführende zeigt sich das österreichische Feuilleton: Der Standard hält Angela Denoke für eine Idealbesetzung,  Die Presse.com schreibt von einem musikalisch starken Abend, der durch keine Regie-Untaten getrübt wurde, die Wiener Zeitung hebt vor allem die Leistung von Dirigent Metzbacher und Katharina-Darstellerin Angela Denoke hervor.


   


Schostakowitsch - Pärt - Zaderatsky

Bei den 6. Internationalen Schostakowitsch Tagen 2015 stehen neben Dmitri Schostakowitsch  die Komponisten Arvo Pärt und Vsevolod Zaderatsky im Mittelpunkt des Festivalprogramms. Während der Este Arvo Pärt zu den meist aufgeführtesten Gegenwartskomponisten gehört, ist das Œuvre des Russen Vsevolod Zaderatsky (1891 - 1953) bislang nur vergleichsweise wenigen Musikliebhabern bekannt. Zaderatsky, der adliger Herkunft war und eine Zeitlang als Klavierlehrer des Zarensohns und Thronfolgers Alexei Romanow fungierte, wurde in der Sowjetunion massiv unterdrückt und verfolgt. Mehrfach wurde der Komponist verhaftet und in Gulags gesteckt. Über seine Werke wurde ein völliges Aufführungsverbot verhängt. Bewundernswert, dass Zaderatsky trotz der schweren Repressionen ein umfangreiches und künstlerisch eigenständiges Werk geschaffen hat, dem man sich während der Schostakowitsch Tage in Gohrisch nähern kann. Am 26. März wird das Programm der kommenden Schostakowitsch Tage der Öffentlichkeit vorgestellt. Damit beginnt zugleich der Kartenvorverkauf.   


Szenische Collage über die Angst

Ganz im Zeichen italienischer und russischer Musik stehen die Salzburger Osterfestspiele 2015. In den Orchesterkonzerten stehen Hauptwerke  von Peter Tschaikowski und Dmitri Schostakowitsch auf dem Programm. Unter Daniele Gatti führt die Staatskapelle Dresden die Symphonie in e-Moll Nr. 10, op. 93 von Schostakowitsch auf, Christian Thielemann leitet das Orchester bei der Aufführung des Violinkonzertes in a-Moll Nr. 1, op. 77. Solist ist Nikolaj Znajder. Isabel Karajan, die Tochter des Festivalgründers, wird in dem Kammermusikprojekt „Fräulein Tod trifft Herrn Schostakowitsch“ zu erleben sein. Mit dieser „Szenischen Collage über die Angst“ brillierte sie bereits bei den letztjährigen Internationalen Schostakowitsch-Tagen in Gohrisch. Ein Interview mit der Schauspielerin finden Sie auf der Webseite der Osterfestspiele Salzburg.   

   

Botschafter des Friedens

Es ist ein ermutigendes Signal in Zeiten wieder zunehmender Spannungen zwischen dem Westen und Russland: Im ostwestfälischen Osnabrück erneuerten das Sinfonieorchester der Stadt und das Akademische Sinfonische Orchester Wolgograd ihre Musikerfreundschaft. In einem gemeinsamen Konzert gedachten sie dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Auf dem Programm die Uraufführung des Auftragwerkes „Ehrfurcht (Andacht)“  des Berliner Komponisten Jens Joneleit und die „Leningrader Sinfonie“ von Dmitri Schostakowitsch.  Ralf Döring berichtet in der Osnabrücker Zeitung über ein Musik-Ereignis im Zeichen der Völkerverständigung. 


Schwerpunkt Schostakowitsch

Vom 27. März bis 25. April 2015 findet zum fünften Mal das Finsterwalder Kammermusikfestival statt. Im Zentrum des kleinen, aber feiner Festivals in der Lausitzer Sängerstadt steht im Jubiläumsjahr das kammermusikalische Schaffen von Dmitri Schostakowitsch. Zur Aufführung gelangt unter anderem das Klavierquintett in g-Moll op. 57, das Klaviertrio in e-Moll op. 67 und das von Rudolf Barschai für Streichorchester eingerichtete Streichquartett in c-Moll Nr. 8 op 110a. Weitere Informationen und Termine finden Sie hier:     


Emotionale Grenzerfahrung

Es war für Zuhörer und für Interpreten ein Erlebnis der besonderen Art: In der Laeiszhalle in Hamburg präsentierte das junge Atrium String Quartet aus St. Petersburg sämtliche 15 Streichquartette von Dmitri Schostakowitsch in einem einzigen Konzert. Der fast zehnstündige Kammermusikmarathon war für alle Beteiligten eine physische aber auch emotionale Grenzerfahrung.  Im „Hamburger Abendblatt“ berichtet Verena Fischer-Zernin von einem denkwürdigen Tag.    


Schostakowitsch im Kino

Zahlreiche Kinos in aller Welt übertragen am Sonntag, 10. Mai, ab 19.30 Uhr, ein Konzert der Berliner Philharmoniker. Unter der Leitung von Mariss Jansons wird die Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta von Béla Bartók, die Suite Nr. 2 aus dem Ballett Daphnis et Chloé von Maurice Ravel und das Violinkonzert Nr. 2 cis-Moll op. 129 von Dmitri Schostakowitsch aufgeführt. Lange Zeit standen die jeweils zweiten Instrumentalkonzerte Dmitri Schostakowitschs etwas im Schatten der ersten. Für das zweite Violinkonzert gilt das bis heute, entsprechend selten findet es sich in den Konzertprogrammen wieder. Völlig zu Unrecht, wovon man sich bei dem live übertragenen Konzert der Berliner Philharmoniker überzeugen kann. Wer sich auf das cis-Moll-Violinkonzert einlässt, wird nicht nur die gedankliche Tiefe der Komposition und das klangliche Raffinement der Orchestrierung rühmen, sondern eine emotionale Berg-und-Talfahrt erleben, die selbst im Spätwerk Schostakowitschs ihresgleichen sucht. Solist in dem 1967 entstandenen und dem großen David Oistrach gewidmeten Konzert ist Frank Peter Zimmermann. 


Schostakowitsch-Fangemeinde blickt wieder auf Gohrisch 

Auch bei ihrer sechsten Auflage werfen die Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch, die in diesem Jahr  vom 19. bis 21. Juni stattfinden, einen neuen, unkonventionellen Blick auf den großen Russen, dem erneut Werke zweier anderer Komponisten gegenübergestellt werden. Diesmal fiel die Wahl auf Schostakowitschs hierzulande noch wenig bekannten Landsmann Vsevolod Zaderastsky ( 1891 - 1953) und auf den Esten Arvo Pärt, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feiert. Von Zaderatsky werden unter anderem seine in den Jahren 1937 bis 39 im Gulag komponierten 24 Präludien und Fugen uraufgeführt, von Pärt erklingen einige seiner Lieder in deutscher Erstaufführung, sowie mit „Fratres“ eines seiner Hauptwerke. Auch von Dmitri Schostakowitsch steht in diesem Jahr Neues und selten Gehörtes auf dem Programm, so seine unvollendete Violinsonate von 1945, eine eigens zusammengestellte Suite aus der Filmmusik zu „Das neue Babylon“ und der viel zu selten aufgeführte späte Liederzyklus auf Gedichte von Marina Zwetajewa. Ein Höhepunkt wird sicherlich der Auftritt des legendären Borodin Quartetts sein, das die Quartette Nr. 3, 6 und 8 von Schostakowitsch, sowie das 13. Quartett von Nikolai Mjaskowski spielt. Zu seinem 70-jährigen Bestehen wird das Quartett mit dem Schostakowitsch-Preis geehrt. Der international gefeierte Dirigent Vladimir Jurowski gibt am Pult der Sächsische Staatskapelle sein Gohrisch-Debüt. Und schließlich setzt Isabel Karajan ihre Auseinandersetzung mit Schostakowitsch fort.  Man darf gespannt sein.    

In seiner Sendereihe „Musikgeschichten“ widmete unlängst das Kulturradio mdr-Figaro den Internationalen Schostakowitsch Tagen in Gohrisch einen ebenso ausführlichen wie  hörenswerten Beitrag. Die Autorin Isabel Roth sprach unter anderem mit dem künstlerischen Leiter des Festivals Tobias Niederschlag und mit Bürgerinnen und Bürgern aus Gohrisch, die mit großem persönlichen Engagement für die logistische Abwicklung ihres Festivals vor Ort sorgen.  


Schostakowitsch-Projekt des Boston Symphony Orchestras 

Als „eine transatlantische Kulturmeldung von der wärmenden Kraft des Golfstroms“, rühmt Wolfram Goertz in der „Rheinischen Post“ ein neues Projekt des Boston Symphony Orchestras. Unter der Leitung von Andris Nelsons spielen die Bostoner Werke Dmitri Schostakowitschs ein, die in besonderer Weise die schwierige und existenzbedrohende Beziehung des Komponisten zu Stalin und dem sowjetischen Regime widerspiegeln. Neben den Sinfonien 5 bis 10 wird das Projekt auch Einspielungen der Musik zu „King Lear“ und „Hamlet“ enthalten. Der Lette Andris Nelsons zählt zu den international gefragtesten Dirigenten unserer Zeit. Neben Christian Thielemann gilt er als Favorit für das Amt des Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker. 


Russische Seelenverwandtschaft 

Zu seinem 70. Jubiläum bringt das russische Borodin Quartett eine brandneue Gesamteinspielung sämtlicher Streichquartette von Dmitri Schostakowitsch heraus. Zum Start dieser Gesamteinspielung erscheint Mitte April ein Album mit den Quartetten Nr. 1, 8 und 14, sowie den zwei frühen Stücken für Streichquartett op. 36a. Das Borodin Quartett - eines der erfolgreichsten Streichquartette unserer Zeit - ist mit der Musik Dmitri Schostakowitschs in besonderer Weise verbunden. Auch wenn sich die Besetzung über die Jahre hinweg naturgemäß immer wieder verändert hat, wurde der inspirierende Einfluss des großen russischen Komponisten von Quartettgeneration zu Quartettgeneration weitergeben. Das Borodin Quartett wird auch bei den diesjährigen Schostakowitsch Tagen Gohrisch (19. bis 21. Juni 2015) zu erleben sein. Im Rahmen des Festivals wird dem Quartett zudem der Schostakowitsch Preis Gohrisch verliehen.   

Stefan Schickhaus bespricht die Neueinspielung in der Frankfurter Rundschau. 


Berlin im Petrenko-Fieber

Wie der Zufall so spielt: Just am Tag als die Medien von der Entscheidung der Berliner Philharmoniker berichten, Kirill Petrenko zu ihrem neuen Chefdirigent zu machen, dirigiert sein Namensvetter Vasily das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Vasily Petrenko - mit Kirill Petrenko weder verwandt noch verschwägert - hat soeben mit dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra seine hochgelobte Gesamteinspielung der Schostakowitsch-Sinfonien abgeschlossen. Nun präsentierte er in Berlin ein reines Schostakowitsch-Programm mit dem Cellokonzert Nr. 1 Es-Dur, op. 107 (Solist: Truls Mørk) und der Sinfonie Nr. 11 g-Moll, op. 103 „Das Jahr 1905“. Sybill Mahlke berichtet im „Tagesspiegel“:    

Das Konzert wurde von Deutschlandradio Kultur live übertragen. Die Sendung zum Nachhören, eine Einführung sowie den Programmheft-Download finden Sie hier: 


Sinfonien als Zeitspiegel

Dmitri Schostakowitschs Instrumentalwerken liegt immer ein bestimmter Ideengehalt zugrunde. Seine Sinfonien gelten als Spiegel einer ganzen Epoche, als „apokalyptischer Soundtrack zum 20. Jahrhundert“, wie Figaro-Autor Gottfried Blumenstein einmal so treffend formulierte. Immer wieder wurden Stücke verboten, andere hochgejubelt. In seinen letzten Lebensjahren flüchtete sich der Komponist in die von den sowjetischen Kulturapparatschiks weniger reglementierte Kammermusik. MDR Kultur widmet dem großen russischen Komponisten eine Themenseite:  


Schostakowitsch-Zyklus auf ARD-alpha 

ARD-alpha zeigt eine Retrospektive der Werke von Dmitri Schostakowitsch, die alle 15 Sinfonien des Komponisten und sechs Instrumentalkonzerte umfasst. Die Fernsehaufzeichnungen entstanden über den Zeitraum eines Jahres mit Valeri Gergijew und seinem Sankt Petersburger Mariinski-Orchester sowie internationalen Spitzensolisten im Pariser Salle Pleyel. Sendetermin: alle zwei Wochen am Sonntagabend. Am 12. Juli um 20.15 Uhr stehen das Cellokonzert Nr. 2 G-Dur, op. 126 (Solist: Mario Brunello) und die Symphonie Nr. 14 g-Moll für Sopran, Bass und Kammerorchester, op. 135 (Solisten: Veronika Dzhioeva und Mikhail Petrenko) auf dem Programm. 

Der Zyklus schließt am 26. Juli, 20.15 Uhr mit der Symphonie Nr. 15 A-Dur, op. 141 und dem Dokumentarfilm „Dmitri Schostakowitsch - ein Mann mit vielen Gesichtern“ von Reiner E. Moritz.  Der Bildungskanal ARD-alpha ist im Kabelnetz oder über Satellit empfangbar.  

Die hier gezeigten Aufnahmen sämtlicher Symphonien und Instrumentalkonzerte Dmitri Schostakowitschs sind bei Arthaus Music (Naxos) auf DVD bzw. Blu-Ray erschienen.


Gegen Windmühlen und Diktatoren

 Richard Strauss und Dmitri Schostakowitsch standen ihr Leben lang unter der Einflusssphäre politischer Macht: War dies, allen biografischen Divergenzen zum Trotz, die Quelle für ihren schwarzen Humor? Dieser Frage geht der Musikwissenschaftler Daniel Ender in einem Beitrag für die Neue Zürcher Zeitung nach. Auch wenn die beiden so unterschiedlichen Komponisten ästhetisch Welten trennten, ließe sich eine ganze Reihe von überraschenden Parallelen festmachen. Nicht zuletzt haben beide ihren Nonkonformismus in ihre Kompositionen einfließen lassen. Ganz im Sinne Sigmund Freuds, der einmal die befreiende Wirkung von Humor gerade im Angesicht existenzieller Bedrohung mit den Worten umschrieb: „Sieh her, das ist nun die Welt, die so gefährlich aussieht. Ein Kinderspiel, gerade gut, einen Scherz darüber zu machen!“ 


Ein künstlerisches Universum - phantastisch und absurd

Für Furore sorgte der südafrikanische Künstler William Kentridge mit seiner Inszenierung von Dmitri Schostakowitschs Opern-Erstling „Die Nase“ an der Metropolitan Opera in New York. In diesem Zusammenhang entstand eine Reihe von Werken, die sowohl der bildenden Kunst als auch dem Schauspiel und dem Film zugeordnet werden können. Neben einer groß angelegten Videoinstallation zeigt nun das Museum Haus Konstruktiv in Zürich bisher kaum bekannte Zeichnungen, Druckgrafiken, Malereien, Skulpturen und Tapisserien und dokumentiert mit diesem faszinierenden Werkkomplex die künstlerische Auseinandersetzung Kentridges mit der Schostakowitsch-Oper und der Formensprache des russischen Konstruktivismus: ein künstlerisches Universum - phantastisch und absurd. Die Ausstellung ist noch bis zum 6. September 2015 zu sehen. 

„Mit der äußerst komplexen und vielschichtigen Installation aktualisiert Kentridge Schostakowitschs versteckte Systemkritik am Terror der Hierarchie und der Entzweiung der Partei sowie die in Gogols Nase angelegte Ich-Spaltung“, schreibt Yvonne Ziegler in ihrer Rezension für die Badische Zeitung.  




Glasunow zum 150.: Ein großer Europäer

„Es ist auch eine traurige Folge der neuen politischen Eiszeit zwischen dem Westen und dem Osten, dass die Bedeutung der russischen Kultur als einer europäischen wieder einmal vollkommen aus dem Blick gerückt ist“, konstatiert der Feuilletonchef der Badischen Zeitung, Alexander Dick, in einem Beitrag zum 150. Geburtstag des russischen Komponisten Alexander Glasunow am 10. August. Glasunow war als Direktor des Petersburger Konservatoriums Lehrer und Förderer von Dmitri Schostakowitsch und selbst ein großartiger und vielseitiger Komponist. Aber auch ein großer Europäer, der weit über die Grenzen seines Landes hinausdachte. „Menschen wie ihn bräuchte es“, resümiert Alexander Dick in seiner sehr persönlich gehaltenen Würdigung.    


Mit Schostakowitsch gegen Zensur und für die Freiheit der Kunst

Teodor Currentzis © Sony Music

Perm als Metropole des wagemutigen, kulturellen Aufbruchs, des lebendigen Widerstands gegen von oben verordnetes Wohlverhalten? Monika Nellissen nimmt die Leser einer Reportage in „Die Welt“ mit auf eine spannende Reise in die östlichste Stadt Europas. Am Rande des Urals gelegen hat sich die in der ehemaligen Sowjetunion „verbotene“ Millionenstadt in den letzten Jahren zu einem innovativen Kunst- und Kulturzentrum gewandelt. Maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung hat der griechischstämmige Dirigent Teodor Currentzis, der gleichzeitig als Intendant des Opernhauses von Perm fungiert. Dort wurde unlängst das Diaghilev-Festival eröffnet mit ebenso mutigen wie satirisch zugespitzten Inszenierungen von Dmitri Schostakowitschs erst im Dezember 2011 in Los Angeles  uraufgeführten Opernfragment „Orango“ und seiner Zirkusrevue „Der bedingt Ermordete“. Nicht unriskant in einer Zeit zunehmender staatlicher Restriktionen. Doch er ließe sich den Mund nicht verbieten, wenn es um die Verteidigung der Musik, überhaupt der Kunst gehe. Nicht einmal in Zeiten, in denen, wie heute, wieder Zensur herrsche, bekundet der Klassik-Star unerschrocken.    


Elina Pirinens Tanz-Performace: Ein expressionistisches Spektakel 

Kann man Dmitri Schostakowitschs zeithistorischer Wucht auf der persönlichen Ebene begegnen? Ja, sagt die Finnin Elina Pirinen beim ImPulsTanz und setzt den eigenen Körper in ganzer Macht dagegen. Die berühmte „Leningrader Symphonie“ samt ihrer politischen Anspielungen deklinierte sie im Wiener Odeon runter auf die Ebene von persönlicher Leidenschaft und Schmerz. Gerald Heidegger  (ORF)  und  Isabella Wallnöfer  (Die Presse)  berichten von einer fulminanten Tanzperformance, einem expressionistisches Spektakel, das der Furcht- und Kompromisslosigkeit huldigt. Und natürlich Schostakowitsch.

© ImPulsTanz/Timo Wright


Fokus auf Schostakowitsch 

Außergewöhnlicher Vertrauensbeweis für Andris Nelsons: Das traditionsreiche Boston Symphony Orchesters hat den bisherigen Fünfjahresvertrag mit seinem jungen lettischen Chefdirigenten Andris Nelsons vorzeitig verlängert und durch einen Achtjahresvertrag bis zur Saison 2021/22 ersetzt. BSO-Geschäftsführer Mark Volpe ist sich sicher, „unter Andris Nelsons Führung wird das Boston Symphony Orchestra in eine neue, aufregende Ära eintreten.“ Geplant ist, auch weiterhin einen Fokus auf die Musik von Dmitri Schostakowitsch zu setzen. Erst unlängst legte das BSO unter Andris Nelsons eine fulminante Aufnahme der Symphonie Nr. 10 des großen Russen vor, zusammen mit der gewaltigen Passacaglia aus der Oper „Lady Macbeth von Mzensk“.   Das „Gramophone Magazine“ wählte die CD jüngst zur Aufnahme des Monats August 2015. 

Andris Nelsons Interpretation der 10. Symphonie von Dmitri Schostakowitsch mit dem Boston Symphony Orchestra raubt einem den Atem, schreibt Werner Theurich in seiner Rezension auf Spiegel-Online. 


Anna Vinnitskaya spielt Schostakowitsch in Vollendung 

Foto: Gela Megrelidze

Bei den 5. Internationalen Schostakowitsch Tagen Gohrisch sorgte Anna Vinnitskaya 2014 für Furore. Gemeinsam mit der Kremerata Baltica (Solotrompete: Tobia Willner) und dem Staatsorchester Dresden (Leitung: Omer Meir Wellber) brillierte die junge russische Ausnahmepianistin mit Dmitri Schostakowitschs Klavierkonzerten Nr. 1 und 2. Nun endlich sind die Aufnahmen auf CD erschienen. Als Zugabe gibt es das kleine Concertino op. 94 sowie die schwindlig drehende Tarantella (aus der Musik zum Film „Die Stechfliege“) , eingespielt mit Klavierpartner Ivan Rudin. „Schostakowitsch in Vollendung“ urteilt Werner Theurich auf Spiegel Online begeistert. 


Kreativ und experimentierfreudig

„Schostakowitsch und die Avantgarde der 20er Jahre“ lautete das Thema des XVII. Musikwissenschaftlichen Symposiums zu dem die Deutsche Schostakowitsch Gesellschaft e.V. am Freitag, 25. und Samstag 26. September 2015 nach Berlin eingeladen hatte. Namhafte Musikwissenschaftler und Schostakowitsch-Experten aus dem In- und Ausland referierten über eines der spannendsten Kapitel der jüngeren russischen Musikgeschichte. Im Zentrum des ebenso experimentierfreudigen wie höchst kreativen Geschehens: Schostakowitsch. Seine 1. Klaviersonate, die Aphorismen für Klavier op. 13, sein Opernerstling „Die Nase“, oder seine 2. Sinfonie mit ihrer vielstimmigen Klangflächenkomposition überraschen noch heute mit ihrer kompositorischen Radikalität und Innovationskraft. Im Rahmen eines Kammerkonzertes stellte der in Berlin lebende Musiker, Komponist und Arrangeur Jonas Hauer das Theremin vor, eines der ersten elektronischen Instrumente überhaupt. Mitglieder der Schostakowitsch Musikschule Berlin-Lichtenfeld brachten zudem zwei Sätze aus der Kammersinfonie op. 73a von Schostakowitsch zu Gehör und Gottfried Eberle interpretierte die Zehn Aphorismen für Klavier op. 13. Auf großes Interesse stieß die Ausstellung „Hommage á Schostakowitsch“ mit Objekten von Robert Goepel. Einen ausführlichen Bericht über das Symposium, das erstmals in den Räumen der HMKW Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Berlin stattfand, finden Sie hier:


6. Schostakowitsch Tage in Gohrisch: Außergewöhnliche Qualität

Die Macher dürfen sich auch in diesem Jahr wieder glücklich schätzen, schreibt Michael Ernst auf „Musik in Dresden.de“ in seiner Rückschau auf die VI. Internationalen Schostakowitsch Tage, die vom 19. bis 21. Juni in Gohrisch stattfanden. Mit hoher Professionalität und großer Liebe zur Sache hätten sie ihr charmantes Festival auf eine neue Stufe gehoben. 

Erstmals im Sommer lockte das Ausnahmefestival die internationale Schostakowitsch-Fangemeinde in den beschaulichen Kurort in der Sächsischen Schweiz. Die Konzerte fanden diesmal wieder in der Konzertscheune statt. Eine kluge Entscheidung, denn die Akustik in dem nüchternen Zweckbau ist phänomenal.  Dies kommt dem hohen künstlerischen Anspruch des Festivals ebenso zugute, wie es die außergewöhnliche interpretatorische Qualität des Dargebotenen hörbar macht. Neben Werken von Dmitri Schostakowitsch standen in diesem Jahr Kompositionen von Arvö Pärt und Vsevolod Zaderatsky auf dem Programm. Dessen im Gulag geschriebenen 24 Präludien und Fugen für Klavier, die in Gohrisch ihre Welturaufführung erlebten, bezeichnet Annette Salmon, Vizepräsidentin der Deutschen Schostakowitsch Gesellschaft, als phänomenale Entdeckung. Dem Pianisten und Musikwissenschaftler Jascha Nemtsov, der das ambitionierte Werk aus der Taufe hob, gebühre für diese vielbejubelte Pioniertat höchster Dank und Anerkennung. In Kürze wird das bereits in den Jahren 1937/38 komponierte Opus auch als Ersteinspielung auf CD erhältlich sein. 

Im Rahmen des Festivals wurde das legendäre Borodin Quartett, das unter anderem die Streichquartette Nr. 3, 6 und 8 von Dmitri Schostakowitsch gewohnt mustergültig interpretierte, mit dem diesjährigen Schostakowitsch-Preis Gohrisch ausgezeichnet. 

Eine ausführliche Würdigung des diesjährigen Festivals unternimmt Niels Köhler auf „Prag aktuell“, wobei er einen Schwerpunkt auf die „Neuentdeckung“ Vsevolod Zaderatsky setzt und auf die tragisch-schweren Entstehungsbedingungen der in Gohrisch uraufgeführten Präludien und Fugen eingeht. 

Die Schostakowitsch Tage Gohrisch sind der Beweis, welche Energie in Musik steckt und wie sie beflügeln kann, schreibt Michael Ernst ist seiner Rezension für die Neue Musikzeitung. Sie liest sich bisweilen wie eine Liebeserklärung an dieses einzigartige Musikfest und an seine charmanten Veranstalter.   

Hier einige fotografische Eindrücke von den VI. Internationalen Schostakowitsch Tagen Gohrisch 2015 (Fotos: Annette Salmon):  

Weitere Fotos (von Matthias Creutziger) finden Sie auf der offiziellen Website des Festivals   


Kraftvolle Gesellschaftskritik

© Foto: Armin Bardel

Mit Dmitri Schostakowitschs „Die Nase“ gelingt der Neuen Oper Wien unter der Leitung von Walter Kobéra eine Großtat, jubelt Stefan Ender in „Der Standard“. Die Regie von Matthias Oldag biete kraftvolle Gesellschaftskritik. Das Premierenpublikum sei hellauf begeistert gewesen, ob einer beeindruckenden Produktion, die gleichzeitig auch eine Demonstration des exzellenten Niveaus der freien Musiktheatergruppen in Wien sei. In der kleinen Kammeroper werde fast durchwegs mit raumsprengender Kraft gesungen, etwa vom tollen, intensiv agierenden Marco Di Sapia als Kowaljow, vom elegant-vitalen Alexander Kaimbacher als Nase, von Igor Bakan (Barbier) oder vom Höhenspezialist Pablo Cameselle (Wachtmeister). Das Juwel der Produktion sei allerdings Lorin Wey als Kowaljows Diener Iwan, dessen heller, weicher, freischwingender Tenor schlichtweg glücklich mache. Die Inszenierung von Schostakowitschs genialem Opernerstling läuft noch bis zum 1. Oktober 2015. 

Zur Website der Neuen Oper Wien 

Zur Rezension von Stefan Ender in „Der Standard“ Weitere Rezensionen in „Die Presse.com“  und der „Wiener Zeitung“ .


Die unvollendete Violinsonate  - Ein extrem schönes Musikstück

Der deutsche Violinist Linus Roth liebt das Ungewohnte. Auf seiner neuen CD „Wartimes Consolations“ kombiniert er das 1939 im Angesicht des hereinbrechenden Krieges geschriebene Trauerkonzert von Karl Amadeus Hartmann mit dem feinsinnig-hochmelodiösen Concertino op. 42 von Mieczyslaw Weinberg, eines jüdischstämmigen Komponisten - mit Dmitri Schostakowitsch freundschaftlich verbunden - dessen Werk seit einigen Jahren endlich die ihm gebührende Aufmerksamkeit der internationalen Musikwelt erfährt. Als Zugabe hält die CD dann noch eine echte Überraschung bereit: Die Ersteinspielung der unvollendete Sonate für Violine und Klavier von Dmitri Schostakowitsch aus dem Jahr 1945. Werner Theurich bespricht das Album auf Spiegel Online; das Video zeigt unter anderem Linus Roth bei seinem Besuch der Internationalen Schostakowitsch Gesellschaft in Paris, seine dortige Begegnung mit Schostakowitschs Witwe Irina Antonowna und einen kurzen Ausschnitt aus der Schostakowitsch-Sonate, die übrigens auch beim Eröffnungskonzert der 6. Internationalen Schostakowitsch Tage in Gohrisch zu hören war.   




„Chowanschtschina“ in Basel

Modest Mussorgskis musikalisches Volksdrama „Chowanschtschina“  ist zweifellos einer die Höhepunkte der Spielzeit 2015/16 am Theater Basel. Das wuchtige Geschichtspanorama eines der bahnbrechendsten russischen Komponisten seiner Zeit hatte am 22. Oktober 2015 an der Großen Bühne Premiere (Bericht folgt in Kürze). Die musikalische Leitung liegt in den Händen des ukrainischen Dirigenten Kirill Karabits, für die Inszenierung zeichnet der junge russische Regisseur Vasily Bartkhatov verantwortlich, der nach großen Erfolgen in seiner russischen Heimat 2015 erstmals in Westeuropa inszeniert. Mussorgskis Fragment gebliebenes opus magnum wird in Basel in der Instrumentation von Dmitri Schostakowitsch und der von Igor Strawinsky hinzugefügten Schlussszene aufgeführt.  


Momente, vor denen man erschrickt

Igor Levit, deutsch-russischer Pianist mit jüdischen Wurzeln, gehört zweifelsohne zu den ganz großen Klaviervirtuosen dieses Jahrhunderts. Seine Einspielungen der späten Beethoven-Klaviersonaten und der Bach-Partiten I-IV überzeugten Kritiker wie Publikum gleichermaßen, mehrfach sorgte er mit seinen Auftritten bei den Schostakowitsch-Tagen in Gohrisch für Furore.  Für ein Interview in der „Welt am Sonntag“ traf sich Andrea Hanna Hünniger mit dem Ausnahmepianisten in Berlin und sprach mit ihm über die Aktualität der Musik Dmitri Schostakowitschs,  die „Unspielbarkeit“ seiner ersten Klaviersonate, über ein  „unbeschreiblich berührendes Erlebnis“ in Schuberts A-Dur-Sonate und über die Gemeinsamkeiten von Musik und Literatur. Ein Gespräch über Einsamkeit, Wahnsinn, Tod und Erlösung.     


Wuchtiges Geschichtspanorama

Mit Modest Mussorgskis „Chowanschtschina“ begann am Theater Basel die neue Intendanz von Andreas Beck. Das brennend aktuelle Opernfragment von Mussorgski sei ein mutiger Start mit starker Wirkung, urteilt Michelle Ziegler in ihrer Rezension für die Neue Zürcher Zeitung. Mussorgskis wuchtiges Geschichtspanorama , hatte am 22. Oktober an der der Großen Bühne Premiere, die musikalische Leitung liegt in den Händen des ukrainischen Dirigenten Kirill Karabits, für die Inszenierung zeichnet der junge russische Regisseur Vasily Bartkhatov verantwortlich, der nach großen Erfolgen in seiner russischen Heimat 2015 erstmals in Westeuropa inszeniert. Mussorgskis Fragment gebliebenes Opus Magnum wird in Basel in der Instrumentation von Dmitri Schostakowitsch und der von Igor Strawinsky hinzugefügten Schlussszene aufgeführt.

Das leidende Volk gefangen im Wartesaal: Szene aus der Basler Inszenierung der Oper „Chowanschtschina“ (© Simon Hallström).

Mit den klar gezeichneten Figuren löse Barkhatov die verwirrende Vielfalt an Handlungssträngen in diesem gerade durch seinen Fragment-Charakter radikal zukunftsweisenden Werk auf, urteilt Michelle Ziegler in der NZZ. Es entstünde das mehr oder weniger zeitlose Bild eines Landes, dessen ausweglose Situation alles Leben unter bleierner Schwermut begräbt. Von einer meisterhaften Inszenierung berichtet Christian Fluri für die bz nortwestschweiz. Das Premierenpublikum habe einen szenisch wie musikalisch packenden Abend erlebt. Siegbert Kopp vom Südkurier Konstanz  hebt vor allem das musikalische Niveau der Inszenierung hervor. Zu hören seien Sänger der Extraklasse, vorwiegend russischer Provenienz. Den Chören attestiert er „enorme Qualität“, dem Orchester stupendes Einfühlungsvermögen. Eher kritisch setzt sich Alexander Dick, Kulturchef der Badischen Zeitung Freiburg, mit der Basler Inszenierung auseinander: Regisseur Vasily Barkhatov sei „an seinen eigenen Ambitionen gescheitert, sprich: an der Unfähigkeit, einen Entwurf künstlerisch umzusetzen: in einer ästhetisch schlüssigen Ikonographie und einer interpretatorischen Durchdringung des Stücks.“ Während sich Chor und und Extrachor gute Noten verdienten und Vladimir Matorin (Chowanski) und Dmitry Ulyanov (Dossifei) das russische Idiom mit großartiger Intensität und Authentizität in Szene setzten, sieht der Rezensent beispielsweise beim Dirigat Kirill Karabits noch Luft nach oben. 

Modest Mussorgskis „Chowanschtschina“ ist noch bis 12. Dezember 2015 in Basel zu erleben. Zur Website des Stadttheaters Basel   


zurück zur Übersicht  

 

E-Mail