Deutsche Schostakowitsch Gesellschaft e.V.

Dmitri Schostakowitsch, 25. September 1906  ─  9. August 1975

Schostakowitsch-News aus dem Jahr 2024


21. Musikwissenschaftliches Symposium in Dortmund

Ertragreich und menschlich sehr erfreulich

„Zitatwesen und Körperlichkeit“:  Mit einer spannenden Analyse des Violinkonzertes von Alban Berg und des ersten Violinkonzertes von Dmitri Schostakowitsch endete das 21. Musikwissenschaftliche Symposium der Deutschen Schostakowitsch Gesellschaft in Dortmund. Maria Suwelack (Violine), Akiko Metzler (Klavier) und Alexander Gurdon verglichen in ihrem inhaltlich hochinteressanten und mit zahlreichen Musikbeispielen bereicherten Vortrag zwei der bedeutendsten Instrumentalkonzerte des 20. Jahrhunderts miteinander. In einem ersten Resümee sprach Bernd Feuchtner, Präsident der Deutschen Schostakowitsch Gesellschaft, von einem wissenschaftlich ertragreichen und menschlich sehr erfreulichen Symposium, das unter dem Thema „Schostakowitsch in der europäischen Kulturgeschichte“ stand. Er dankte Alexander Gurdon und seinem Team vom Institut für Musik und Musikwissenschaft der TU Dortmund herzlich für die ausgezeichnete Organisation und dem Orchesterzentrum | NRW für die großartige Gastfreundschaft. Einen ausführlichen Bericht finden Sie hier:


15. Internationale Schostakowitsch Tage Gohrisch

Prall gefülltes Festivalprogramm mit vielen Neuheiten und Debüts

Gidon Kremer bestreitet einen Kammerabend in Gohrisch. Foto: (c) Angie Kremer

Die Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch feiern 2024 ihr 15-jähriges Bestehen. Mit sieben hochkarätig besetzten Konzerten und einer Filmvorführung wird der Jahrgang an vier Festivaltagen begangen. Zahlreiche Musikerinnen und Musiker sind zum ersten Mal in der Konzertscheune zu erleben, darunter Matthias Goerne, Martin Helmchen, Marie-Elisabeth Hecker, Nathalia Milstein und Ema Nikolovska. Der Schostakowitsch-Preis geht an Irina Antonowna Schostakowitsch, die persönlich in Gohrisch zugegen sein wird. Neben dem Œuvre Dmitri Schostakowitschs stehen Werke von Modest Mussorgsky und Alexander Raskatov im Mittelpunkt des Programms. Erstmals werden zu allen Konzerten vorab einführende Podcasts angeboten.
Dem Schaffen Dmitri Schostakowitschs stehen in diesem Jahr Werke von zwei weiteren russischen Komponisten gegenüber: Modest Mussorgsky war stilistisch und ästhetisch ein wichtiges Vorbild für Schostakowitsch, etliche Werke Mussorgskys – darunter die Opern „Boris Godunow“ und „Chowanschtschina“ sowie den Zyklus „Lieder und Tänze des Todes“ – hat Schostakowitsch in eigenen Bearbeitungen bzw. Orchestrierungen vorgelegt. Alexander Raskatov trägt die Schostakowitsch-Tradition in die Gegenwart: Der 1953 in Moskau geborene Komponist lebt seit vielen Jahren in Frankreich und feierte unlängst mit seiner neuen Oper „Animal Farm“ nach George Orwell an der Dutch National Opera in Amsterdam und an der Wiener Staatsoper große Erfolge. Raskatov sieht dem Besuch in Gohrisch voller Freude entgegen: „Schon lange sind mir die Schostakowitsch-Tage in Gohrisch ein Begriff. Jetzt werde ich diesen geschichtsträchtigen Ort endlich einmal besuchen. Es bedeutet mir sehr viel, dass meine Musik in diesem einzigartigen Kontext erklingen wird.“ Mehr


Stellungnahme des Präsidenten der Deutschen Schostakowitsch Gesellschaft e.V. zum russischen Überfall der Ukraine:

Das Gemeinsame in unseren europäischen Kulturen herausarbeiten
Liebe Freundinnen und Freunde der Musik von Dmitri Schostakowitsch!

Bernd Feuchtner. Foto: © Egbert Baars

Wir alle sind entsetzt über den Überfall Russlands auf den souveränen Staat der Ukraine. Aber die Zeichen waren deutlich: Die Zerstörung Tschetscheniens und Syriens, die Ausschaltung jeglicher Opposition und die Gleichschaltung der Presse waren einige der Zeichen, dass die Russen erneut in einem totalitären System gefangen sind. Und wenn die Wörter Krieg, Invasion und Aggression verboten werden, weiß eigentlich jeder, dass es sich genau darum handelt Putin erklärte alle diejenigen zu Freiwild, die mit westlichem Lebensstil (für Putin heißt das „Wer nicht ohne Foie gras, Austern und die sogenannten Gender-Freiheiten leben kann.“) und westlichen Werten sympathisieren: Das russische Volk vermöge stets echte Patrioten von «Abschaum und Verrätern» zu unterscheiden. Es spucke sie einfach aus wie eine Fliege, die zufällig in den Mund geflogen sei. Journalismus und Wissenschaft sind unter diesen Bedingungen nicht mehr möglich. Und so hat eine große Emigrationswelle eingesetzt, auch unter unseren russischen Freunden beschäftigt man sich mit dieser Frage.

Umso wichtiger scheint mir das Thema unseres nächsten Symposiums „Schostakowitsch in der europäischen Kultur“. Der Putin'sche Chauvinismus möchte die Kultur wieder auf ein mystisches „Russentum“ einschränken, wie Stalin das auch schon getan hatte. Die russische Kultur hat sich aber im ständigen Austausch mit den anderen europäischen Staaten entwickelt. Ihr wichtiger Beitrag zur europäischen Kultur ist kaum zu ermessen. In der Musik Schostakowitschs konzentriert sich diese gegenseitige Befruchtung.

Wir müssen alles dafür tun, um das Gemeinsame in unseren europäischen Kulturen herauszuarbeiten. Nur durch regen Austausch lässt sich verhindern, dass in Russland das Wissen um unsere engen Verbindungen ausgelöscht wird. Dazu muss auch bei uns dieses Wissen gefördert werden.

Unsere Herzen sind bei unseren ukrainischen und russischen Freunden!
Bernd Feuchtner

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